Pfizer wegen Versuchen an Kindern verklagt

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Das afrikanische Land Nigeria fordert sieben Milliarden Dollar Schadenersatz: Der weltgrößte Pharmakonzern soll Mitte der 90er-Jahre ein nicht zugelassenes Medikament an Kindern getestet haben – von denen mehrere starben.

Der Bundesstaat Kano liegt im Nordwesten Nigerias. Knapp zehn Millionen Menschen leben hier, im wirtschaftlichen Zentrum des afrikanischen Landes. 1996 brach in Kano eine Meningitis-Epidemie aus. Der Pharmakonzern Pfizer lieferte Medikamente. Aber nicht, um zu helfen, heißt es in einem Bericht von Medizin-Experten im Auftrag des nigerianischen Gesundheitsministeriums. Sondern um das bislang nicht zugelassene Mittel zu testen. An Kindern.

Wie die „Washington Post“ bereits im Mai berichtete, kommt der Experten-Bericht zu dem Schluss, dass Pfizer ohne jede Genehmigung der Behörden des Landes 1996 das Antibiotikum Trovan nach Nigeria importierte. Dort sei das Mittel in einem Hospital an rund 100 Kinder und Säuglinge verabreichtet worden. Fünf Kinder starben nach der Einnahme von Trovan. Sechs Kinder starben bei einer parallel unternommenen Vergleichsstudie, nachdem sie ein anderes Mittel bekommen hatten. Einige Kinder erlitten während des Tests Hirnschäden.

Pfizer erklärte in einer Pressemitteilung, die durchgeführten Tests hätten mit der vollen Unterstützung und dem Wissen der nigerianischen Regierung stattgefunden. Alle Anschuldigungen seien „schlicht unwahr“. Pfizer-Anwalt Afe Babalola sagte, Trovan sei in Europa und den USA an 50 000 Patienten getestet worden, ohne dass jemand gestorben sei und wies alle Vorwürfe zurück.

Im Westen wurde Trovan nie als Medikament für Kinder zugelassen. Ab 1997 allerdings konnte das Mittel Erwachsenen verschrieben werden und entwickelte sich schnell zum meistverordneten Antibiotikum in den USA. Dann aber wurde Trovan in Zusammenhang mit Fällen von Leberschädigung gebracht; Patienten starben. Die US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA beschränkte daraufhin die Verwendung von Trovan empfindlich. In Europa wurde das Medikament niemals zugelassen.

Nun hat Nigeria Pfizer auf knapp sieben Milliarden Dollar Schadenersatz verklagt. Die Klage wurde beim Obersten Gericht eingereicht. Bereits einige Tage zuvor hatte die Regierung des Bundesstaates Kano Strafantrag gegen Pfizer in dem Fall gestellt und eine Zivilklage erhoben.

Der Staat Kano fordert 2,075 Milliarden Dollar Schadenersatz für den Tod mehrerer Kinder und die bleibenden Gesundheitsschäden bei anderen. Pfizer bestreitet die Anschuldigungen und erklärte, es habe sich ethisch verhalten. Beide Verfahren wurden am Montag zunächst auf Juli vertagt. Denn die Kläger erschienen nicht vor Gericht.

Die Pfizer-Affäre erschwert jegliche Gesundheitspolitik in Kano: Islamische Führer verbreiten in dem muslimisch dominierten Bundesstaat Verschwörungstheorien, wonach die Medizintests von 1996 Teil einer US-Verschwörung gegen den afrikanischen Islam seien. Mit der Folge, dass in Kano und im ebenfalls hauptsächlich muslimischen Bundesstaat Zamfara Impfkampagnen gegen Polio boykottiert werden – weil Gerüchte im Umlauf sind, wonach bei den Impfungen die Immunschwächekrankheit Aids übertragen werde.

Erst 2004 konnten die Impfprogramme in Nigeria wieder aufgenommen werden, fast ein Jahr lang hatte der Boykott angehalten. Für die weltweite Ausrottung von Polio war das ein Rückschlag: Die Verweigerung der Impfungen wird als ein Grund für die weitere Verbreitung der Krankheit in Afrika und im Mittleren Osten gesehen.

Quelle :https://www.welt.de/wirtschaft/article921876/Pfizer-wegen-Versuchen-an-Kindern-verklagt.html?fbclid=IwAR0Ys12LmFuFnGnRpt7cVB0lRgsRTVaq1-m7kWww2fiwzDK-ioSbnTRohTw


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