Klauss Schwab ist ein Rothschild mütterlicherseits

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Fred Schwab wurde in Frankfurt geboren. 1935 gelang ihm die Ausreise aus Deutschland. Seine Frau, Marianne Rothschild, stammte aus der Stadt Bad Homburg . Nach den Pogromen 1938 floh sie über Großbritannien in die USA. Das Paar besuchte sein ehemaliges Land als Gäste der Stadt Frankfurt, mit der es eine enge emotionale Bindung pflegte. Beide kamen oft zurück, trafen ehemalige Klassenkameraden und sprachen in Schulen.

Klaus Schwab ist mütterlicherseits ein Rothschild 

Der Stammbaum von Klaus Schwab, mütterlicherseits

Ihre Tochter Madeleine wurde 2013 von der Stadt Bad Homburg eingeladen. Sie nahm an der Eröffnungsfeier einer Deportationsgedenkstätte in der Heimatstadt ihrer Mutter teil. Von hier aus wurden ihre Großeltern 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.

FRED SCHWAB: „WIR MÜSSEN NACH VORNE SCHAUEN“

Fred Schwab wurde als Friedrich Ernst Schwab in eine jüdische Familie mit einer jahrhundertealten Geschichte in Deutschland und Frankfurt geboren.

1918 in der Großstadt geboren, wuchs er in der Rheinstraße 7 im Frankfurter Westend auf und besuchte das nahegelegene Goethe-Gymnasium. Freds Vater besaß ein großes Geschäft in der Moselstraße 4 (Gebr. Feisenberger. Kurzwaren, Spielwaren, Strumpfwaren).

Die Familie war fest in der Frankfurter Gesellschaft verankert. Seine Eltern heirateten gemeinsam mit christlichen und jüdischen Freunden im Traditionshotel Frankfurter Hof. Die Familie war wenig religiös und besuchte die liberale Westend-Synagoge. Sie feierten „Weihnukka“: Chanukka und Weihnachten („Weihnachten“ auf Deutsch).

Als Hitler an die Macht kam, dachte die Familie nicht im Entferntesten daran, das Land zu verlassen. In der Schule nahm Fred den Antisemitismus und die Nazis zunächst kaum wahr. 1935 verließ er jedoch die Schule mit einer zehnjährigen Mittleren Reife, um eine kaufmännische Lehre zu beginnen.

Fred und Marianne (Rothschild) Schwab 

Fred und Marianne (Rothschild) Schwab in den USA Ende der 1940er Jahre, privat.

Die Familie dachte immer mehr über eine Auswanderung nach. Zunächst schickten sie Fred, das jüngste Mitglied, in die USA, da er in Deutschland keine Perspektive hatte. Sein Vater und der ältere Bruder Hans (Hank) wurden während der Pogrome 1938 verhaftet und nach Buchenwald deportiert.

Nach etwa vier Wochen durften beide das Lager verlassen, da es Freds Mutter mit Hilfe eines Onkels in den USA gelang, Auswanderungspapiere zu bekommen. In Buchenwald verlor der Vater 30 kg und damit jede Hoffnung, in seinem Heimatland zu bleiben.

1942 wurde Fred zur US-Armee eingezogen und nach Deutschland geschickt, weil er die Sprache beherrschte. Schon damals setzte er sich für eine bessere Kommunikation ein. Für ihn waren nicht alle Deutschen Nazis, und nicht alle Parteimitglieder waren Antisemiten. Diese Einstellung ermöglichte es ihm, in seiner späteren Karriere in der Chemieindustrie alte Freundschaften zu pflegen und neue zu schließen. Seine Kontakte führten ihn oft zurück nach Deutschland.

Für sein Lebenswerk und seine Versöhnungsbemühungen erhielt der ehemalige Frankfurter 1995 das Bundesverdienstkreuz.

„Wir müssen nach vorne schauen“, war sein Lebensmotto. Dennoch lag ihm die Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes und an die Schicksale jüdischer Familien am Herzen.

Marianne Schwab, geb. Rothschild 

Marianne Schwab, geb. Rothschild, in den USA vor einem Foto ihres verstorbenen Mannes Fred, Angelika Rieber, 2012 | © Angelika Rieber

1992, 55 Jahre nach seiner Flucht aus Deutschland, kam Fred Schwab als offizieller Gast nach Frankfurt zurück. Das Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt vermittelte ihm einen Vortrag an seiner ehemaligen Schule, dem Goethe-Gymnasium. Seine Frau Marianne und Tochter Madeleine begleiteten ihn.

Marianne Rothschild und Friedrich Schwab hatten sich in Frankfurt kennengelernt und später in den USA wieder vereint und geheiratet.

MARIANNE SCHWAB, GEB. ROTHSCHILD: „ICH HABE IMMER EIN BISSCHEN HEIMWEH NACH BAD HOMBURG“

Marianne wurde 1919 in Frankfurt geboren. Sie wuchs in der Stadt Bad Homburg auf, wo ihr Vater, Louis Rothschild, eine Bank leitete . Die Familie wohnte direkt in der Innenstadt in der Louisenstraße.

Louis und Melanie Rothschild bei ihrer Hochzeit in Bad Homburg, privat 

Louis und Melanie Rothschild bei ihrer Hochzeit in Bad Homburg, privat

Im Gegensatz zur Familie von Fred Schwab waren die Rothschilds sehr religiöse und aktive Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Marianne besuchte zunächst das Lyzeum in Bad Homburg (heute Humboldtschule). Später begann sie eine Ausbildung zur Bewegungstherapeutin.

Während des Pogroms 1938 wurde sie am 10. November 1938 Zeugin der Zerstörung der Wohnung ihrer Eltern. Nach dieser ernüchternden Erfahrung beschlossen die Eltern, ihre Kinder zunächst ins Ausland zu schicken und später nachzuziehen. Am 17. März 1939 verließ Marianne zusammen mit ihrer Großmutter Deutschland. Ihr Bruder Eduard, genannt Edu, wurde in die Niederlande geschickt. Von hier aus versuchte er verzweifelt, aber erfolglos, ebenfalls in die USA zu gelangen. Marianne hielt regelmäßigen Briefkontakt mit ihren Eltern. Ihre Eltern mussten das Haus in der Louisenstraße in Bad Homburg verlassen. Zunächst zogen sie bei Verwandten ein, später mussten sie in ein Ghettohaus in der Gorch-Fock-Straße umziehen.

Rotkreuzbrief von Melanie und Louis Rothschild an ihre Tochter am Tag vor ihrer Deportation am 28. August 1942, privat

Marianne gelang es nicht, ihre Eltern aus Deutschland herauszuholen. Am 28.8.1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Einen Tag vor seiner Entführung schickte Louis Rothschild über das Rote Kreuz eine Nachricht an seine Tochter.

Es war auf 25 Worte beschränkt: „Dieser Abschied bringt die herzlichen Grüße deiner Eltern. Morgen werden wir nach Theresienstadt gebracht! Alles Liebe von Papa und Mama. 27. August 1942 Vater“

Nach der Deportation erhielt Marianne Schwab zwei weitere Postkarten von ihren Eltern. Briefe, die über einen Bekannten in Portugal in die USA gelangten, brachten ihr Neuigkeiten über die Situation ihrer Eltern im Konzentrationslager.

„Meine Mutter ließ mich indirekt wissen, dass sie endlich eine gute Figur hatte. Früher war sie rundlich. Wir waren also nicht dumm, wir wussten genau, was los war.“

Marianne Schwab ist die einzige Überlebende ihrer Familie. Ihr Vater Louis Rothschild starb am 19. September 1942. Ihre Mutter Melanie starb am 15. August 1944. Ihr Bruder Eduard wurde in den Niederlanden verhaftet und starb in Mauthausen. Im offiziellen deutschen Gedenkbuch ist als Todestag der 12. November 1942 angegeben. Er wurde für tot erklärt, da die genauen Umstände nicht bekannt sind.

Marianne und Fred Schwab in der Gedenkstätte für die deportierten Juden Bad Homburgs, 1990er Jahre, privat 

Marianne und Fred Schwab an der Gedenkstätte für die deportierten Bad Homburger Juden, 1990er Jahre, privat

Marianne Schwab besuchte die Stadt, in der sie aufwuchs, in den 1990er Jahren mehrmals. Sie traf Mitschüler und Nachbarn, sprach mit Schülern ihrer ehemaligen Schule und des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums, das ihr Bruder Eduard besucht hatte. Einer dieser Besuche wurde gefilmt. Besonders beeindruckend ist Marianne Schwabs Bericht über die Pogrome von 1938.

Trotz der traurigen Erinnerungen fühlt sich Marianne Schwab ihrer ehemaligen Heimatstadt eng verbunden:

„Ich habe immer ein bisschen Heimweh nach Bad Homburg“, beschreibt sie ihre Gefühle.

Cover des Videoporträts, privat 

Marianne und Fred Schwab an der Gedenkstätte für die deportierten Bad Homburger Juden, 1990er Jahre, privat

Auf einer ihrer Reisen besuchte sie das 1988 errichtete Holocaust-Mahnmal.

„Der Gedanke daran ist traurig und schmerzhaft. Wo früher die Synagoge stand, trägt eine Gedenktafel den Namen meines Bruders. Wir waren dort und ich sehe den Namen meines Vaters, Louis Rothschild, Melanie Rothschild, geb. Emmerich, und Edu Rothschild. Ich musste die Tafel mit den Namen meines Vaters und meiner Mutter berühren. Ich musste ihre Namen berühren und eine symbolische Verbindung herstellen. Schließlich habe ich keinen Friedhof, auf den ich gehen könnte.“

MADELEINE GERRISH, GEB. SCHWAB: „HASS VERGIFTET DIE SEELE“

Marianne Schwab hat die Liebe zu Bad Homburg an ihre Kinder weitergegeben. Im November 2013 lud die Stadt Bad Homburg Marianne Schwabs Tochter Madeleine Gerrish zur Enthüllung einer Gedenktafel am Bad Homburger Hauptbahnhof ein, die an die Deportationen erinnert. Die Einladung wurde von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus im Hochtaunus initiiert. Zwei große Transporte verließen Bad Homburg: einer am 10. Juni 1942, der andere am 28. August 1942. Der zweite Transport deportierte die Eltern von Marianne Schwab – die Großeltern von Madeleine Gerrish – in das Konzentrationslager Theresienstadt.

Madelaine Gerrish zeigt Bilder ihrer Eltern, Klaus Schilling |  © Klaus Schilling 

Madelaine Gerrish zeigt Bilder ihrer Eltern, Klaus Schilling | © Klaus Schilling

Für Madeleine Gerrish war dieser Besuch in Deutschland sehr wichtig, aber auch ambivalent. Sie berichtete, sie sei traurig gewesen, als sie daran gedacht habe, wie ihre Mutter als Kind glücklich durch die Straßen von Bad Homburg gerannt sei. Ihr Sohn Michael konnte sie einige Tage begleiten. Sie suchten nach Spuren im ehemaligen Haus ihrer Großeltern, im Haus der Familie ihres Vaters in Frankfurt, an der Gedenkmauer um den Alten Friedhof am Börneplatz in Frankfurt und im Kurpark in Bad Homburg, wo die Synagoge bis zu ihrem Brand am 10 November 1938. Madeleine traf Freunde ihrer Mutter und besuchte die Schulen, die ihre Mutter und ihr Onkel Eduard besucht hatten. An beiden Schulen sprach sie mit den Schülern über die Schicksale ihrer Vorfahren, die Flucht ihrer Eltern aus Deutschland, ihr neues Leben in den USA und wie sie mit diesen Erfahrungen aufwuchs.

Madeleine Gerrish 2013 im Gespräch mit Schülern der Humboldtschule in Bad Homburg, Klaus Schilling |  © Klaus Schilling 

Madeleine Gerrish 2013 im Gespräch mit Schülern der Humboldtschule in Bad Homburg, Klaus Schilling | © Klaus Schilling

Die Schüler waren beeindruckt von Madeleine Gerrishs Offenheit und insbesondere davon, dass Marianne und Fred Schwab ihren Kindern beibrachten, trotz allem Schaden, der ihren Familien zugefügt wurde, keinen Hass zu schüren.

Eine der vielen Fragen der Schüler war: „Wie konnte Ihre Mutter eine solche Einstellung entwickeln?“

„Am interessantesten fand ich, dass Madeleine sagte, man solle sein Leben nicht voller Hass verbringen. Ihre Mutter hasste nicht alle Deutschen und kehrte sogar hierher zurück. Das finde ich bemerkenswert. Ich erwartete von ihr eine gewisse Feindseligkeit gegenüber den Deutschen.“

Ein anderer Student bemerkte, dass diese positive Einstellung nicht das Vergessen bedeute, sondern die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit:

„Ich war überrascht, dass Frau Gerrish so ehrlich und aufrichtig über ihre Gedanken und Erfahrungen und die Geschichten ihrer Eltern sprach. Auch an ihrem Ansatz, den schwierigeren Weg zu gehen und mit dem Geschehenen umzugehen, anstatt es zu verdrängen.“

Diese Schulgespräche zeigten, wie wichtig es für spätere Generationen ist, sich über die Geschichten ihrer ehemaligen jüdischen Nachbarn und den Umgang mit dem Holocaust in Deutschland und anderen Ländern auszutauschen.“


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